HVDC vs. konventionelle Übertragung: Welche Unternehmen profitieren?

Stromübertragungssysteme bilden die kritische Infrastruktur für die Energiewende. Während die klassische Wechselstromtechnik (AC) nach wie vor das Rückgrat der Verteil- und Übertragungsnetze bildet, gewinnt Hochspannungs-Gleichstrom (HVDC) bei weiten Distanzen und Offshore-Windprojekten zunehmend an Bedeutung. Für Investoren heißt das: Beide Technologien bleiben unverzichtbar – die Profiteure unterscheiden sich jedoch.

Kurzfassung

  • HVDC (Hochspannungs-Gleichstrom) ist effizienter über weite Strecken & bei Offshore-Anbindung.
  • Konventionelle AC-Technik bleibt unverzichtbar für Kurz- & Mittelstrecken im Übertragungsnetz.
  • Profiteure HVDC: Prysmian, Nexans, NKT (Kabel); Siemens Energy, GE Vernova, Hitachi Energy (Systeme).
  • Profiteure AC: ABB, Schneider Electric, General Electric (Netztechnik), ZF (Transformatoren).
  • Trend: Steigende Offshore-Wind- und Interconnector-Projekte treiben HVDC-Anbieter, AC bleibt Grundpfeiler der Netzmodernisierung.

HVDC vs. AC – Kurzüberblick

Kriterium HVDC AC (konventionell)
Verluste Niedriger bei langen Strecken Höher bei großen Distanzen
Kosten Höhere Anfangskosten, geringere Betriebskosten Niedrigere CAPEX, höhere Verluste
Anwendungsfälle Offshore-Wind, Interconnectoren, sehr lange Übertragungen Regionale Netze, Kurz- bis Mittelstrecken
Flexibilität Hohe Steuerbarkeit, Netzstabilisierung Bewährt, weit verbreitet, einfache Integration
Relevanz für Energiewende Zunehmend kritisch für Integration von Wind/Solar Weiterhin Basis für Verteilnetze & urbane Versorgung

Unternehmen mit HVDC-Exposure

Kabel & Infrastruktur

  • Prysmian (PRY.MI, Italien): Weltmarktführer für Subsea-HVDC-Kabelsysteme.
  • Nexans (NEX.PA, Frankreich): Starke Position bei Interconnector-Projekten.
  • NKT (NKT.CO, Dänemark): Spezialisiert auf HVDC-Unterseekabel und Netzanbindungen.

Konverter & Systemhäuser

  • Siemens Energy (ENR.DE, Deutschland): Konverterstationen für Offshore-Netze & Interconnectoren.
  • GE Vernova (GEV, USA/Europa-Fokus): HVDC-Technologie & EPC-Leistungen.
  • Hitachi Energy (Teil von Hitachi, 6501.T, Japan): Starker Player bei europäischen und asiatischen HVDC-Projekten.

Unternehmen mit AC-Exposure

  • ABB (ABBN.SW, Schweiz): Stark in AC-Netztechnik, Schaltanlagen und Transformatoren.
  • Schneider Electric (SU.PA, Frankreich): Führend in Verteilnetz-Automation & Smart-Grid-Lösungen.
  • General Electric (GE, USA): Netztechnik (Transformatoren, Schaltanlagen) bleibt ein Kerngeschäft.
  • CG Power & Industrial Solutions (NSE:CGPOWER, Indien): Global aktiver Transformatorenhersteller.

Chancen für Investoren

HVDC-Sektor

  • Wachstumsmarkt durch Offshore-Wind & Interconnectoren.
  • Hohe Eintrittsbarrieren: begrenzte Zahl an Kabelwerken & Konverterexpertise.
  • Langfristige Auftragsbücher mit hoher Visibilität.

AC-Sektor

  • Stabile Nachfrage durch Netzerneuerung & Urbanisierung.
  • Breite Produktportfolios mit Servicegeschäft.
  • Smart-Grid-Komponente: Digitalisierung & Automatisierung bieten neue Erlöse.

Risiken & Herausforderungen

  • Projektabhängigkeit HVDC: Verzögerungen oder Kostenschwankungen wirken stark auf Ergebnisse.
  • Lieferkettenrisiken: Kabelwerke, Halbleiter & Installationsschiffe sind Kapazitätsengpässe.
  • Regulatorik: Politische Rahmenbedingungen bestimmen Investitionstempo.
  • Technologiewettbewerb: Neue Standards oder günstigere Alternativen können bestehende Modelle unter Druck setzen.

Praxis-How-To für Anleger

  1. Portfolio-Balance prüfen: HVDC-Pure Plays (Prysmian, NKT) mit AC-Allroundern (ABB, Schneider) kombinieren.
  2. Backlog & Projekt-Pipeline analysieren: HVDC-Anbieter veröffentlichen häufig Großaufträge; AC-Unternehmen zeigen kontinuierliche Netzmodernisierungsumsätze.
  3. Bewertung & Multiples: AC-Player oft stabiler, HVDC-Spezialisten zyklischer mit höherem Leverage auf Offshore-Projekte.
  4. Diversifikation über ETFs: Clean-Energy- und Infrastructure-ETFs kombinieren Kabelhersteller, Netztechnik und Halbleiter.

Langfrist-Ausblick (2025–2030)

  • HVDC-Durchbruch in Europa & Asien mit 2-GW-Standardprojekten, Interconnectoren & Offshore-Clustern.
  • AC bleibt Rückgrat der Netze, v. a. in Verteilstrukturen und städtischer Infrastruktur.
  • Dualer Investitionsansatz: Investoren profitieren, wenn sie beide Technologien abdecken.
  • M&A-Potenzial: HVDC-Kapazitätsengpässe könnten Konsolidierung und Übernahmen beschleunigen.

FAQ

Wann lohnt sich HVDC gegenüber AC?
Vor allem bei sehr langen Strecken, Offshore-Windparks und grenzüberschreitenden Interconnectoren.

Welche Unternehmen profitieren am meisten von HVDC?
Prysmian, Nexans, NKT (Kabel) sowie Siemens Energy, GE Vernova und Hitachi Energy (Konverter).

Warum bleibt AC trotzdem wichtig?
AC ist die Basis für regionale und urbane Netze – ohne sie keine stabile Versorgung.

Wie sollten Anleger investieren?
Durch eine Kombination aus HVDC-Spezialisten und AC-Allroundern, um Chancen und Stabilität zu balancieren.

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